In der Erotikliteratur taucht seit einiger Zeit ein neuer Name auf: Mark Moriani. Er hat früher in diversen Führungspositionen gearbeitet, bevor er seine Lust aufs Schreiben entdeckte. In seinem neuen Buch „Begierde“ verwebt er die Geschichten der Freunde Nick, Juliana und Joshua zu einem erotisch-romatischen Reigen. Was ihn antreibt, könnt Ihr hier lesen.
Dass Männer Erotikgeschichten schreiben, ist ja eher ungewöhnlich. Woher kommt die Vorliebe für das Genre?
Mark Moriani: Um ehrlich zu sein: Ich hatte einfach Lust dazu, und das Schreiben hat Spaß gemacht. Die ersten Geschichten kamen mir ohne Vorwarnung in den Sinn, als ich eines Morgens aufgewacht bin. Es gab allerdings auch ein paar externe Auslöser, wie zum Beispiel die Dokumentation „Liberated: The New Sexual Revolution“. Unter anderem werden dort Umfragen geschildert, denen zufolge in den USA viele junge Frauen Sex als gut empfinden, wenn „es nicht weh tut“ oder „es ihm gefällt“. Oder Berichte von Freundinnen, die Dating-Apps nutzen und überrascht sind, wie manche Männer mit ihren Wünschen ins Haus fallen und wie wenig Interesse sie offenbar an den Wünschen der Frauen haben. Beides kam mir eher unglücklich vor, und ich dachte einfach nur: Das geht viel schöner …
Du betonst ausdrücklich, erotische, aber nicht pornographische Geschichten zu schreiben. Was meinst Du damit?
Mark Moriani: In erster Linie geht es mir darum, dass in meinen Geschichten Figuren mit Gefühlen und einem realistischen Innenleben gezeigt werden, nicht nur eine Aneinanderreihung von Sexszenen. Natürlich geht es in den Geschichten um Fantasien, aber auch darum, wie man Träume – auch erotische Träume – verwirklichen kann. Pornografie ist oft sehr abgehoben und unwirklich, und ich wollte einerseits ein Stück näher an die Realität und andererseits etwas einfühlsamer die Gefühlswelt der Protagonisten darstellen.
Ist eine spannende Erotik nicht immer auch ein Stück respektlos? Besonders, wenn es um Fantasie und Literatur geht?
Mark Moriani: Wenn ich von Respekt spreche, meine ich vor allem den zwischenmenschlichen Respekt. Vor dem anderen als Person, vor seinen Gefühlen und seinen Wünschen. Ein Beispiel: Wenn man im App Store nach „Tinder“ sucht, findet man auch eine Reihe von Dienstprogrammen für Tinder. Diese Apps dienen dazu, automatisch zu liken und bei einem Match automatisch Nachrichten zu versenden – also ohne, dass man auch nur das Profil des anderen gesehen hat. Wer in „Tinder“ einen Match hat und eine Nachricht erhält, muss also damit rechnen, dass hier einfach nur eine Maschine am Werk war und dass der Absender in Wahrheit überhaupt kein echtes Interesse hat, vielleicht nicht einmal weiß, dass eine Nachricht verschickt wurde. Aus meiner Sicht sind die Nutzer dadurch auf Profile reduziert und völlig beliebig. Ich finde es viel schöner, andere wirklich kennenzulernen – ohne den Versuch zu unternehmen, Gefühle von vorneherein auszublenden. Im Gegenteil: Den anderen als Person wahrzunehmen, nicht einfach nur als Profil. Das verstehe ich unter Respekt – und vor diesem Hintergrund habe ich meine Geschichten geschrieben.
Welches ist Deine Lieblingsgeschichte in dem Band und warum?
Mark Moriani: Mir gefallen natürlich alle Geschichten, sonst hätte ich sie nicht veröffentlicht. Besonders gut gefällt mir aber „Ein besonderes Geschenk“, weil diese Geschichte – unter anderem – zeigt, dass man die Vergangenheit wirklich hinter sich lassen und ein neues Kapitel aufschlagen kann. Außerdem finde ich, dass dieses Geschenk wirklich etwas Besonderes ist.
Wie fütterst Du Deine erotische Fantasie?
Mark Moriani: Am liebsten höre ich aufmerksam zu, wenn Freunde (und Freundinnen) mir etwas erzählen. Das ist spannend und lebensecht! Außerdem schaue ich in Internet-Foren, welche Themen diskutiert werden. Davon lasse ich mich dann inspirieren. Und – ja klar – ich höre auch in mich selbst hinein!
Warum nutzt Du ein Pseudonym?
Mark Moriani: Wie kommst Du darauf, dass das ein Pseudonym ist? (lacht …)Als ich anfing zu schreiben, dachte ich vor allem an meine Familie. Ich wollte nicht, dass unangenehme Situationen entstehen. Inzwischen denke ich, dass meine Befürchtungen wohl etwas übertrieben waren. Auf der anderen Seite werde ich möglicherweise auch in anderen Genres schreiben und kann durch das Pseudonym als „Marke“ leichter eine Abgrenzung schaffen. Das heißt, in einem anderen Genre schreibe ich unter einem anderen Pseudonym – für eine andere Zielgruppe. Sollte ich in einer fernen Zukunft noch andere Projekte angehen wollen, ist auch das möglicherweise leichter, wenn der Zusammenhang zwischen mir und meinen Büchern nicht ohne weiteres erkennbar ist. Deshalb bin ich im Moment mit dieser Lösung sehr zufrieden.
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