Serie Sexpreneure: Bei Anruf Sex

Als mein Buch „Secret Dreams“ rauskam, wurde ich so oft von Frauen  gefragt, ob es nicht irgendwo genauso einen Ort geben würde: Wo man Gentlemen trifft, die Frauen sexuell jeden Wunsch von den Augen ablesen. In Swingerclubs ist das nur bedingt der Fall und auch nicht immer der Ort, wo Frauen hingehen wollen. Von männlichen Escorts hatte ich natürlich schon gehört, aber noch nie einen getroffen. Bis ich bei einer meiner Lesungen angesprochen wurde – von Leonard.

Er entsprach so gar nicht dem Bild, das ich im Kopf hatte: Goldkettchenträger, ölige Haare und Schwerenöterblick. Er machte auch keine schmierigen Komplimente. Im Gegenteil: Leonard war ein jungenhafter Typ um die 30, im lässigen Holzfällerhemd, mit gutem Humor und extrem feinen Manieren. Big Like. Dass er zu Geschichten aus „Pussy Diary“ masturbiert hat – geschenkt.

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Per Zufall zum Frauenbeglücker

Neben seinem Job in einer Immobilienfirma arbeitet Leonard als Barkeeper in verschiedenen Hotelbars als Springer. Also immer wenn jemand krank wird oder das Geschäft brummt, kommt Leonard ins Spiel. Man könnte ihn in einigen Luxus-Hotels ebenso treffen wie in einem Kiezladen. Jedenfalls steckte ihm eine alleinreisende Frau mal in einer der Bars ihre Karte zu und forderte ihn vielsagend auf, sich doch bei ihr zu melden. Natürlich war Leonard klar, was sie wollte. Er vergaß jedoch ihre Karte und fand sie Wochen später in einer Hosentasche wieder. Erst dann schickte er ihr eine WhatsApp-Nachricht. Sie antwortete prompt, da sie ein paar Tage später wieder nach Hamburg kommen wollte und wählte – aus Rücksicht auf seinen Arbeitgeber – ein unverfängliches Hotel aus. Sie trafen sich, nahmen einen Drink und verschwanden auf ihr Zimmer.

„Sie hatte einfach etwas an sich, was ich sehr sexy fand. Sie war megaselbstbewusst und wusste genau, was sie wollte. Auch dass sie älter war, fand ich super. Und es war klar: Sex ohne Komplikationen, da sie nicht in Hamburg wohnte“, erzählt Leonard.

Am nächsten Morgen haute Leonard nach einem gemeinsamen Kaffee im Bett ab. Sie würde sich wieder melden, wenn sie in Hamburg sei. Alles gut also. Als Leonard abends die Taschen seiner Lederjacke ausleerte, fielen ihm 500 Euro in die Hand. Natürlich stutzte er kurz, aber kapierte ziemlich schnell, dass nur sein ONS ihm das Geld zugesteckt haben konnte.

„Im ersten Moment fand ich das schon schräg. Die Nacht war für beide geil gewesen. Ich war ja freiwillig mit ihr mitgegangen. So ein bisschen benutzt fühlte ich mich schon im Nachhinein. Aber das dauerte ungefähr drei Minuten an, dann rief ich einen Kumpel an und schlug ihm vor, das nächste Wochenende nach Mallorca zu fahren. Auf meine Kosten.“ Leonard lacht, als er sich daran erinnert.

Meinem Kumpel habe ich es dann erzählt, und er war eigentlich der Auslöser, das Ganze bewusst voranzutreiben.  Also entwarf Leonard sich ein Profil und lud es auf diversen einschlägigen Plattformen hoch. Außerdem trägt er immer Kärtchen mit seiner Email-Adresse mit sich. Denn als Barkeeper bekommt er durchaus öfter eindeutige Angebote.

Jede Frau ist begehrenswert

Auch seine erste Kundin spielte ihm weitere Kontakte zu. Freundinnen, die ebenfalls beruflich in Hamburg waren oder einfach ein Wochenende hier verbrachten und nach ein bisschen unverbindlichem Spaß suchten.

„Eigentlich ist es ganz geil, so ein bisschen Toyboy für Frauen zu sein. Ich kann es ja genau dosieren und immer selbst entscheiden, wieweit ich gehe. Frauen auf der Jagd nach sexuellen Abenteuern können auch anstrengend sein.“

Natürlich interessiert mich am meisten, ob er auch mal Performance-Probleme gehabt hat. Weil ihm eine Frau nicht gefallen hat oder er einfach zu gestresst war. Er schüttelt mit dem Kopf.

„Ach ohne Viagra klappt noch alles bestens. Willst du mich mal testen?“ Wir lachen beide, aber ich winke ab. Und hake nochmal nach, wie das so mit den Frauen ist.

„Ich bin nicht fixiert auf einen bestimmten Typ. Jede Frau, egal ob jung oder älter, schlank oder runder hat ihren Reiz. Es gibt immer etwas, was ich begehrenswert finde. Und wenn es ein tolles Lachen ist. Selbstbewusstsein ist ein Megaantörner. Abstoßen würde mich nur totale Ungepflegtheit. Aber das ist mir noch nie passiert. Im Gegenteil: Die Frauen, die sich einen Lover wie mich leisten können, sind alle top angezogen, riechen super und in reicheren Milieus unterwegs.“

Mittlerweile gibt er Dates, die er nicht wahrnehmen kann, an Kumpels weiter. Aber nur wenn sie Single sind. Denn mit einer Freundin an der Seite kann Leonard sich kaum vorstellen, nebenbei noch andere Frauen zu treffen. Das gäbe zu viel Stress, meint er.

Das verdiente Geld legt er zur Seite. Denn er träumt davon, einen eigenen Laden aufzuziehen, um exklusive Surfboards aus Australien zu verkaufen.

„Man muss schon aufpassen. Es ist leicht, von der Kohle verführt zu werden. Klar, kann ich mir jetzt auch teure Sachen leisten. Aber mal ehrlich, mehr als drei geile Anzüge brauche ich nicht, eine schöne Uhr. Das war’s. Und im Fitness-Studio war ich schon vorher.“

Ich bewundere Leonard für seinen gesunden Pragmatismus. Ziemlich kluge Entscheidung, denn so bleibt er innerlich frei.

Klare Vereinbarungen für beide Seiten

Nach unserem Gespräch frage ich mich, ob mich ein Callboy reizen würde. Wohl eher nicht. Diesen Kaufaspekt finde ich persönlich eher abtörnend. Es würde das Leichte, Spielerische beim Verführen nehmen. Aber prinzipiell habe ich kein moralisches Problem damit, wenn Frauen künftig genauso selbstverständlich für Sex zahlen würden wie Männer das schon lange tun. Voraussetzung: Wenn es beide Seiten aus freien Stücken, selbstbestimmt und mit klarer Vereinbarung machen.

Für mich wäre das ein weiterer Schritt, den sexuellen Erfahrungsraum für Frauen zu öffnen, der so gerne noch vom Wertekodex unserer Gesellschaft für unser Geschlecht reglementiert wird.

 

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